Worten müssen Taten folgen

Bereits im April 2008 sorgte der sogenannte Weltagrarbericht IAASTD (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development) für internationale Aufmerksamkeit. Das Forschungsprojekt wurde von der Weltbank und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) initiiert und von rund 400 Expertinnen und Experten verfasst. Erst ein Jahr nach Veröffentlichung des Weltagrarberichts zeigt sich nun auch die Bundesregierung interessiert – bisher hat sie die Empfehlungen des Berichts nicht unterstützt. Der Bericht fordert einen grundlegenden Wandel der globalen Landwirtschaft.

"Business as usual" ist keine Option mehr

Die industrielle Landwirtschaft mit Massentierhaltungen und dem Intensivanbau von Monokulturen unter dem Einsatz von Mineraldüngern, Pestiziden und grüner Gentechnik hat die landwirtschaftliche Produktion in den letzten Jahrzehnten zwar gesteigert, aber einfache Bäuerinnen und Bauern, ländliche Gemeinden und die Umwelt zahlen dafür weltweit einen sehr hohen Preis. Die Welternährungskrise konnte mit dieser Form der Landwirtschaft nicht verhindert werden, ganz im Gegenteil: Die Zahl der hungernden und chronisch unterernährten Menschen hat in diesem Jahr die Ein-Milliarden-Grenze überschritten.  

Bündnis 90/Die Grünen unterstützen seit Beginn den Ansatz des Weltagrarberichts, der eine Stärkung der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen verlangt.  Klima- und Welternährungskrise erfordern dringend, dass Landnutzung an örtliche Gegebenheiten angepasst wird, dass bäuerliche Strukturen gestärkt  und dass traditionelle Saaten und Produktionsmethoden genutzt werden.

Keine einheitliche Position der Bundesregierung erkennbar

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kündigte am 11. Februar auf einer Veranstaltung an, selbigen nachträglich unterzeichnen zu wollen. Ob dies die Haltung des Kabinetts sein wird, muss sich erst noch zeigen. Im Moment betritt das Agrarministerium (BMELV) mit seiner Exportoffensive für die deutsche Ernährungsindustrie alt bekannte Pfade, die genau in die entgegen gesetzte Richtung führen. Gerade erst hat die Bundesregierung in der EU für die Wiedereinführung der  Exportsubventionen für Milchprodukte gestimmt. Europäisches Milchpulver kann so zu Dumpingpreisen auf den Märkten von Entwicklungsländern abgeschüttet werden, was die Existenzen von dortigen Bäuerinnen und Bauern gefährdet.

Die Bundesregierung muss Worten Taten folgen lassen: Die Förderung der ländlichen Entwicklung und die Bekämpfung des Hungers muss massiv ausgebaut werden. Hierzu gehört auch eine inhaltliche und materielle Unterstützung des Folgeprozesses des IAASTD. Die Empfehlungen des Weltagrarberichts müssen endlich umgesetzt werden.