Strategiewechsel im Kampf gegen den Hunger

Zum Welternährungstag erklären Renate Künast, Fraktionsvorsitzende, und Thilo Hoppe, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Es ist ein Skandal, dass in einer Welt des Überflusses noch immer mehr als 854 Millionen Menschen hungern! Die internationale Gemeinschaft droht beim Kampf gegen den Hunger zu scheitern: Das Ziel der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, ist nahezu unerreichbar. Die Zahl der bedrohlich chronisch Unterernährten ist seit dem sogar noch gestiegen.

Im Kampf gegen den Hunger ist daher ein umfassender Strategiewechsel notwendig. Hunger ist kein Schicksal sondern Folge von Politikversagen im Norden wie im Süden. In vielen Entwicklungsländern wird die nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln für die eigene Bevölkerung sträflich vernachlässigt. Die Industrienationen tragen mit ihren hoch subventionierten Agrarexporten dazu bei, dass Märkte in den Entwicklungsländern durch Dumping zerstört und die dortigen Bauern in den Ruin getrieben werden.

Das "Recht auf Nahrung" und Leitlinien der Welternährungsorganisation FAO zur Umsetzung dieses elementaren Menschenrechts müssen endlich Anerkennung finden - sowohl in den nationalen Politiken als auch im internationalen Agrar- und Welthandel.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit macht einen grundsätzlichen Fehler, weil die Förderung ländlicher Räume und die nachhaltige Produktion von Grundnahrungsmitteln bei ihr nach wie vor ein Schattendasein fristet.

Wir fordern die Bundesregierung auf, den Trend endlich umzukehren. Die Regierung muss deutlich mehr Mittel bereitstellen und ihre Entwicklungshilfe stark an der Förderung von Kleinbauern in den Partnerländern orientieren.

Der Hunger der Menschen wird nicht durch Monokulturen für den Norden und auch nicht durch Nahrungsmittelimporte gestoppt. Die Kleinbauern und die Landbevölkerung braucht Zugang zu Land, Wasser und Saatgut, und deshalb jetzt einen Strategiewechsel auch der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.