Gemeinsam für das Recht auf Nahrung

Den Hunger bekämpfen – das Recht auf Nahrung stärken

"Dass in einer Welt des Überflusses mehr als 850 Millionen Menschen hungern, ist ein Skandal. Hunger ist vermeidbar. Deshalb müssen wir mehr tun!" - Thilo Hoppe

Hungrig würdelos

Prall gefüllte Supermarktregale bei uns in Europa dürfen nicht darüber hinweg täuschen: Der Hunger in der Welt ist ein riesiges Problem. Mehr als 850 Millionen Menschen sind chronisch unterernährt, und es werden täglich mehr. Hunger ist der Kinderkiller Nummer eins. Dabei werden genügend Nahrungsmittel angebaut, um alle satt zu machen. Es ist paradox, aber die die meisten Menschen hungern gerade dort, wo die Nahrung wächst – in den ländlichen Gebieten auf der Südhalbkugel.

Das Recht auf Nahrung ist Teil der universellen Menschenrechte – so haben es die Vereinten Nationen proklamiert. Alle Staaten sind verpflichtet, es umzusetzen. Das Menschenrecht auf Nahrung verlangt vor allem, dass die Regierungen den Menschen ermöglichen, sich selbst zu ernähren. Sei es durch ein Stück Land und Unterstützung beim Ackerbau, sei es durch gerechte Löhne und soziale Absicherung. Das Menschenrecht auf Nahrung ist die Grundlage für ein Leben in Würde – und für ein Leben ohne Existenzangst und Not.

Politik macht Hunger

Hunger wird von Menschen gemacht. Nur in wenigen Fällen sind Naturkatastrophen die Ursache von Hunger. Im Gegenteil: Meistens ist Hunger die Folge von schlechter Politik. Viele Regierungen in den Entwicklungsländern kümmern sich bei ihrer Agrarpolitik mehr um die Gewinne beim Export als um die leeren Mägen in den abgelegenen Dörfern.

Aber auch das Versagen von Politikern in den Industrienationen trägt zum Hungerelend bei. Noch immer kippen EU und USA ihre hoch subventionierten Agrarprodukte zu Dumpingpreisen auf die Märkte des Südens. Gegen diese mächtige Konkurrenz aus dem Norden kommen die Bauern mit ihrem vor Ort angebauten Getreide nicht an. Die Abhängigkeit des Südens vom Norden wächst. In vielen Ländern Afrikas hat der importierte Mais den lokalen Maniok als Grundnahrungsmittel bereits verdrängt. Damit wird gerade jenen die Existenzgrundlage entzogen, die für die Versorgung der Bevölkerung unentbehrlich sind: den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.

Die Grünen fordern schon seit Jahren ein Ende der verheerenden Dumpingpolitik der EU. Die Entwicklungsländer müssen in die Lage versetzt werden, ihre heimische Produktion wichtiger Nahrungsmittel vor der Billigkonkurrenz aus dem Norden zu schützen. Auch in internationalen Handels-, Fischerei- und Agrarabkommen muss das Recht auf Nahrung endlich mehr Gewicht bekommen.

Geld und Rechte für starke BäuerInnen

Politik gegen den Hunger muss dort ansetzen, wo der Hunger am größten ist: auf dem Land. Die deutsche Entwicklungspolitik aber vernachlässigt die ländliche Entwicklung sträflich. Gerade einmal 3,1 Prozent des Etats für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit kommen direkt der Förderung von kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu Gute. Wir Grüne fordern mehr Geld für eine nachhaltige Entwicklung auf dem Land. Und bessere Konzepte, wie Nahrung im Einklang mit der Umwelt produziert werden kann. Die Rechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern an ihrem Land müssen geschützt und Bodenreformen in Angriff genommen werden.

Auch internationale Unternehmen sind mit für den Hunger verantwortlich, wenn sie die Standards für Menschenrechte und Umweltschutz ignorieren. Ganze Dörfer werden vertrieben, um Platz zu machen für Kaffeeplantagen, Staudämme oder Goldminen. Immer wieder verseuchen große Firmen ungestraft kostbares Agrarland und Fischgründe. Um das Recht auf Nahrung durchzusetzen, brauchen wir eindeutige und verbindliche Vorgaben.

Richtlinien gegen den Hunger

Fast alle Staaten verabschiedeten 2004 bei einer Konferenz der Welternährungsorganisation FAO Leitlinien für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung. Die damalige deutsche Agrarministerin Renate Künast hat viel dazu beigetragen. Die Leitlinien bilden einen hervorragenden Rahmen für eine internationale Agrarwende und für Reformen in der Entwicklungs- und Handelspolitik. Aber noch wenden viel zu wenige Länder diese Leitlinien beherzt an.

Verbindliche Normen brauchen wir auch für den Anbau von Energiepflanzen, aus denen Treibstoff gewonnen wird. Die Nachfrage danach steigt, das könnte die Preise für Nahrungsmittel weiter in die Höhe treiben. Hohe Preise sind einerseits eine Chance für Bäuerinnen und Bauern. Andererseits aber ein Risiko für Arme ohne Land. Strenge ökologische und soziale Vorgaben müssen verhindern, dass unsere Autos die Nahrung der Armen schlucken. Und soziale Sicherungssysteme müssen dafür sorgen, dass jede und jeder sich das "tägliche Brot" leisten kann.

Besser fair

Auch wir Konsumenten können einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Hunger leisten: Indem wir Produkte kaufen, bei deren Produktion ein gerechter Lohn gezahlt und die Umwelt geschont wurde. Diese Lebensmittel, zum Beispiel Kaffee oder Bananen, tragen das Transfair-Gütesiegel. Sie sind zwar etwas teurer. Aber Gerechtigkeit hat auch ihren Preis.

Auch Zollpolitik ist Teil eines fairen Handels. Unsere bisherige Zollpolitik ist ungerecht: Rohstoffe aus den Ländern des Südens werden nur niedrig, weiterverarbeitete Agrarprodukte jedoch hoch verzollt. Damit werden die Entwicklungsländer weiterhin in die Rolle der Rohstofflieferanten gedrängt.

Gemeinsam für das Recht auf Nahrung

Grüne Politik macht sich für das Menschenrecht auf Nahrung stark. Wir verlangen, dass die Entwicklungspolitik mehr tut, um das wichtigste Millenniumsziel zu erreichen: die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren und langfristig den Hunger in der Welt zu besiegen. Entwicklungspolitik allein kann es aber nicht richten. Politiker in allen Bereichen, im Süden wie im Norden, müssen sich im Kampf gegen den Hunger engagieren. Vom Umwelt- und Klimaschutz bis zur Handelspolitik.

Wir Grüne sind im Deutschen Bundestag die treibende Kraft, um das Recht auf Nahrung zu verwirklichen. Wir setzen das Thema immer wieder auf die Tagesordnung, initiieren Anhörungen und machen konkrete Vorschläge. Informieren Sie sich über unser Engagement und unterstützen Sie uns!