Thilo Hoppe traf Opfer von Säureattentaten aus Bangladesh

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In seiner Funktion als Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bekam der Auricher Abgeordnete Thilo Hoppe (Bündnis 90/Die Grünen) kürzlich in Berlin Besuch von zwei Menschenrechtsaktivistinnen aus Bangladesh, die sich für die Opfer von Säureattentaten einsetzen. Die Juristin Monira Rahman, die im letzten Jahr für ihr Engagement  mit dem Menschenrechtspreis von Amnesty International ausgezeichnet wurde, sowie die zwanzigjährige Hasina Akter, die 2003 selbst Opfer eines Säureattentats wurde, sind zur Zeit auf Einladung des Kinderhilfswerks UNICEF in Europa und berichteten Hoppe und einigen seiner Parlamentskollegen von den jüngsten Entwicklungen in Bangladesh.

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Thilo Hoppe mit den Menschenrechtsaktivistinnen Hasina Akter
(selbst Opfer eines Säureattentats) und Monira Rahman

Die mutwillige Entstellung der Gesichter von Frauen durch Säureattentate ist eine Art von Verbrechen, das in Südostasien relativ häufig vorkommt. Im Jahr 2002 wurden in Bangladesh rund 500 Säureattentate der Polizei gemeldet. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher.

Die Täter sind fast immer Männer, die Opfer sind fast immer Frauen. Oft sind es abgewiesene Freier, die aus gekränktem Stolz die von ihnen begehrte Frau ein Leben lang strafen und für andere Männer uninteressant machen wollen. Manchmal lassen Männer aber auch aufgrund von Grundstücks- oder Erbstreitigkeiten ihre Wut auf männliche Kontrahenten an deren Ehefrauen oder Töchter aus. 

Hasina Akter, deren Gesicht  trotz zahlreicher Operationen immer noch tiefe Spuren des auf sie verübten Anschlags trägt, berichtete von ihrem Schicksal. Wegen eines Streits mit ihrem Vater schüttete einer seiner Angestellten Säure in das Gesicht des jungen Mädchens. 

Nach dem Attentat hätte ihr älterer Bruder von ihr verlangt, sich mit einer Burka zu verschleiern, damit ihr entstelltes Gesicht der Familie nicht noch mehr Schande mache.

Es hat lange gedauert, bis Hasina das notwendige Selbstbewusstsein aufbrachte,  sich unverhüllt zu zeigen und ihre Rechte einzufordern. Auf diesem Weg hat ihr die von Monira Rahman geleitete Nichtregierungsorganisation Acid Survivors Foundation (ASF) beigestanden.

Die 1999 gegründete Organisation stellt für Säureopfer medizinische, psychologische und rechtliche Unterstützung bereit, betreibt ein eigenes Krankenhaus und hilft den Opfern beim Wiedereinstieg in das Berufsleben.

Die Arbeit der ASF zeigt dabei durchaus Erfolge. Sowohl die Bevölkerung als auch staatliche Stellen konnten für das Thema sensibilisiert werden. Die Strafverfolgung ist in den letzten zwei Jahren verschärft worden. Während früher die meisten Täter unbehelligt blieben, gehen die Behörden jetzt konsequenter vor. Auch der Mann, der Hasina entstellt hat, ist mittlerweile in Haft.

Eine große Medienkampagne hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Anschläge seit 2002 zurückgegangen ist. 2006 wurden rund 250 Fälle angezeigt.

Die Arbeit der Stiftung wird unter anderen von UNICEF und der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (gtz) unterstützt. Thilo Hoppe befürwortet das deutsche Engagement auf diesem Gebiet ausdrücklich. Er hält es aber auch für notwendig, dass die deutsche Regierung weiterhin Druck auf die bengalische Regierung ausübt, damit konsequenter gegen die Täter vorgegangen und noch effizienter und umfassender den Opfern geholfen wird.

Im März nächsten Jahres leitet Hoppe eine Parlamentarierdelegation, die Nepal und Bangladesh bereisen wird. Er versprach den beiden Frauen, im Rahmen dieser Delegationsreise auch das Krankenhaus und die Beratungsstelle von ASF in Dakkha zu besuchen.

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