50 Jahre Brot für die Welt: (K)ein Grund zum Feiern

Artikel aus der Wilhelmshavener Zeitung vom 09. Februar 2009

Pastor Gerhard Küsel und Ehefrau Gerda hatten die Idee zu der "Geburtstagsparty". Prominenter Gast war Grünen-MdB Thilo Hoppe.

Pastor Gerhard Küsel aus Heidmühle nennt sich selbst salopp schon mal einen "alten Brot-für-die-Welt-Kämpfer". Küsel stammt aus Südafrika. Von 1975 bis 1978 hat er als Pastor in Swasiland und von 1983 bis 1988 in Kenia gearbeitet. Dort hat Küsel auch die segensreiche Arbeit von "Brot-für-die-Welt" erlebt.

Im Zusammenhang mit dem 50. Geburtstag der Hilfsorganisation in diesem Jahr entwickelten Gerhard Küsel und Ehefrau Gerda die Idee, vor Ort eine Feier auszurichten. Der ev.-luth. Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven schloss sich an, und so versammelten sich am Freitag mehr als 100 Gäste im Bürgerhaus Schortens zur Geburtstagsparty unter dem Motto "Es ist genug für alle da".

Zum Feiern gebe es allerdings eigentlich keinen Grund, sagte Pfarrer Eckard Röhm von der Stuttgarter Zentrale der Hilfsaktion: "Es ist beklemmend, dass es uns noch geben muss." Röhm schilderte die Entwicklung der Hilfsorganisation von 1959, als sie von den evangelischen und den Freikirchen Deutschlands gegründet wurde, bis in die Gegenwart. Anfangs stand die Nahrungsmittelhilfe bei Naturkatastrophen und Hungersnöten im Mittelpunkt. Inzwischen vermittelt Brot für die Welt in zahlreichen Projekten in Afrika, Lateinamerika und Asien vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei habe man nie Afrikas Despoten goldene Betten und Badewannen finanziert, wie linke Kritiker in den 70er Jahren meinten, stellte Röhm klar. Schon früh hatte die Organisation auch die Ursachen von Not und Elend in der Welt thematisiert. 1982 machte das Plakat "Hunger durch Überfluss" darauf aufmerksam, dass subventionierte Agrar- und Kleiderexporte aus westlichen Ländern die (bäuerliche) Wirtschaft in armen Ländern zerstören. Die Hilfsorganisation engagiert sich auch im Kampf um Menschenrechte und bei ökologischen Themen.

Wie dringlich dies in Zeiten des Klimawandels ist, unterstrich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe aus Aurich: In Bangladesh, einem der ärmsten Länder der Erde, seien schon jetzt 20 Prozent der Fläche durch Versalzung und durch Zyklone bedroht oder bereits zerstört – Folgen des Klimawandels. "Hunger und Elend sind nicht vom Himmel gefallen", sagte Hoppe, der Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist. Die weltweit produzierten Nahrungsmittel würden für zehn bis zwölf Milliarden Menschen reichen. Tatsächlich aber sei die Zahl der Hungernden vor kurzem auf über eine Milliarde gestiegen. Hoppe: "Mit diesem Skandal dürfen wir uns nicht abfinden."

Frieslands Landrat Sven Ambrosy als Schirmherr sprach auch im Namen Wilhelmshavens ein Grußwort. Brot für die Welt sei der Inbegriff praktizierter Nächstenliebe. In den vergangenen 50 Jahren habe die Hilfsorganisation 1,8 Milliarden Euro an Spenden gesammelt und 20 000 Hilfsprojekte weltweit verwirklicht. Ambrosy appellierte an die Friesländer und Wilhelmshavener, Brot für die Welt auch künftig zu unterstützen. Jeder könne mit seinem (Kauf-) Verhalten zu einer besseren und gerechteren Welt beitragen. Es könne nicht sein, dass Schnäppchenpreise dem Hunger und den Hungerlöhnen in den armen Ländern gegenüberstünden.

Pastorin Ulrike Fendler moderierte den Abend, der mit den Auftritten von "Zolim" auch afrikanische Fröhlichkeit ins Bürgerhaus brachte. Die Mitglieder der Gruppe stammen aus Togo und Ghana und leben in Bremen. "Zolim" steht für ein Gefühl der Freude und Liebe.

Ganz im Stile des US-Folk-Sängers James Taylor gestaltete der Hobby-Musiker Marc Stünkel aus Wilhelmshaven den späteren Teil des Abends, bevor die Band "Big Easy" aus Jever temperamentvolle Schluss-Akkorde setzte. Zwischendurch stellte die Evangelische Jugend ihre Aktion "Hungermarsch" vor. Außerdem wurden 33 "Brot-Botschafter" ernannt, die der Hilfsorganisation ein Gesicht geben und für den guten Zweck werben.

Der Erlös des Abends aus Eintrittsgeldern und Spenden fließt dem Projekt "Fußball für das Leben" in Costa Rica zu. Mitarbeiter der Evangelischen Kirche des Karibik-Staates versuchen, über das Fußballspielen Kinder und Jugendliche in den Elendsvierteln von San José anzusprechen und Perspektiven für sie zu entwickeln.

 

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