Kläger aus Ostfriesland besichtigten das RWE-Kohlekraftwerk in Eemshaven - Hoppe und Saathoff: „Der Widerstand geht weiter“

Aurich/Pewsum/Eemshaven. Auch eine ausführliche Besichtigung des schon fast fertiggestellten RWE-Kohlekraftwerks in Eemshaven sowie ein Gespräch mit Vertretern von RWE-Essent und der Provinzregierung Groningen konnten den Auricher Bundestagsabgeordneten Thilo Hoppe (Bündnis 90/Die Grünen) und den Krummhörner Bürgermeister und SPD-Bundestagskandidaten Johann Saathoff nicht von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugen.

RWE und die Provinzregierung Groningen hatten Hoppe und Saathoff sowie zwei Bürger der Gemeinde Krummhörn, die ebenfalls gerichtlich gegen den Bau des Kohlekraftwerks vorgegangen sind, Johann Smid und Theo Janssen, eingeladen, sich die Baustelle in Eemshaven anzuschauen. Dieser Besuch fand am letzten Wochenende statt.

„So beeindruckend die Großbaustelle und die dort bereits getätigten Investitionen auch sein mögen, ich halte es nach wie vor für einen großen Fehler, in Zeiten des Klimawandels noch ein gigantisches Kohlekraftwerk zu bauen, das 40 bis 50 Jahre laufen soll“, erklärte Thilo Hoppe nach dem Besuch in Eemshaven gegenüber der Presse. Und Johann Saathoff ergänzte: „Die Emissionen werden vor allem Ostfriesland belasten. Die Gemeinden Krummhörn, Jemgum und Borkum halten ihre Klage aufrecht und werden gemeinsam mit deutschen und niederländischen Umweltverbänden versuchen, die Inbetriebnahme dieses Kohlekraftwerks zu verhindern“.

In der Diskussion, die fair und sachlich verlief, prallten völlig unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. Die Vertreter von RWE und Provinzregierung zeigten Verständnis für die Sicht der Kläger aus Ostfriesland und meinten, mit dem Wissen von heute hätte man sich 2006 wahrscheinlich gegen den Bau dieses Kohlekraftwerks entschieden. Jetzt seien aber bereits mehr als drei Milliarden Euro investiert worden und deshalb sollte der Bau auch fertiggestellt werden und das Kraftwerk ans Netz gehen. Sie wiesen außerdem darauf hin, dass dieses hochmoderne neue Kohlekraftwerk weniger CO2 und Schwermetallfeinstäube emittieren werde als alte RWE-Kraftwerke im Ruhrgebiet, die dann abgeschaltet werden könnten.

Hoppe und Saathoff verwiesen jedoch darauf, dass die zu erwartenden schädlichen Emissionen des modernen neuen Kohlekraftwerkes in Eemshaven immer noch deutlich höher seien als die von Gaskraftwerken. Dies sei eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Ostfriesland, für die wertvollen Naturschutzgebiete, für die Landwirtschaft und den Tourismus. „Unser Widerstand geht deshalb weiter“, erklärten Hoppe und Saathoff anschließend in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Die Klage vor dem höchsten niederländischen Gericht, dem Raad van State, könnte nach Einschätzung der Kläger aus Ostfriesland Erfolg haben, weil die zu erwartenden Auswirkungen des RWE-Kohlekraftwerks auf das Wattenmeer und die FFH-Naturschutzgebiete in Ostfriesland nicht gründlich genug untersucht worden seien.