Syrien: Massiver Ausbau der humanitären Hilfe dringend erforderlich

Anlässlich des heute beginnenden G20-Gipfels in St. Petersburg, erklären Thilo Hoppe, Sprecher für Welternährung, und Tom Koenigs, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe:

Oberste Priorität der Bundeskanzlerin bei den Gesprächen am Rande des G20-Gipfels in St. Petersburg muss es sein, sich dafür stark zu machen, dass der notleidenden syrischen Bevölkerung sowie den syrischen Flüchtlingen in den Nachbarländern schnell geholfen wird. Angesichts der weltweit größten humanitären Krise und der immer noch fehlenden finanziellen Mittel, sollte die Bundeskanzlerin weitere Gelder für humanitäre Maßnahmen bereit stellen und dies auch von den anderen Regierungen einfordern.

Darüber hinaus sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass die Gipfel-Teilnehmer einen gemeinsamen Appell an die Konfliktparteien in Syrien richten, humanitären Helfern den Zugang zu den Betroffen zu gewähren und die Hilfe nicht zu politisieren. Zudem sollte Merkel dem Beispiel Schwedens folgen und den bereits in Deutschland lebenden syrischen Flüchtlingen einen unbefristeten Aufenthaltsstatus gewähren sowie den Familiennachzug beschleunigen.

Der von den Vereinten Nationen (UN) ermittelte Gesamtbedarf an humanitärer Hilfe liegt bei 3,3 Milliarden Euro, von denen erst 1,28 Milliarden Euro von der internationalen Gemeinschaft bereit gestellt wurden. Das heißt: bisher sind erst etwa 42 Prozent des Bedarfs gedeckt, es fehlen noch knapp zwei Milliarden Euro. Damit können die UN und andere Hilfsorganisationen gerademal die absolute Notversorgung sicherstellen. Wichtige Hilfen, wie psycho-soziale Betreuung und  umfassendere gesundheitliche Versorgung, müssen hinten an gestellt werden. Hier könnte mit mehr Geld schnell geholfen werden.

Zum Hintergrund:

Syrien gilt als weltweit größte humanitäre Krise: Seit Ausbruch des Konflikts sind mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen. Innerhalb Syriens sind inzwischen 4,5 Millionen Menschen Binnenvertriebene und zwei Millionen Menschen haben sich in die Nachbarländer Jordanien, Libanon, Irak und in das syrisch-türkische Grenzgebiet geflüchtet. Während des letzten Jahres hat sich die Ernährungssicherheit in Syrien dramatisch verschlechtert, in einigen Städten sind die Nahrungsmittelpreise um 300 Prozent gestiegen. Etwa vier Millionen Menschen sind nicht in der Lage, genug Lebensmittel einzukaufen oder selbst anzubauen. Insgesamt sind 6,8 Millionen von der Krise betroffene Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.