Noch keine Entwarnung in Niger

Nach einer achttägigen Reise durch den Niger erklärt Thilo Hoppe MdB:

Obwohl die jetzt eingefahrene Ernte gut ausgefallen ist, hat der Niger seine Ernährungskrise noch längst nicht überwunden. In den therapeutischen Ernährungszentren von "Ärzte ohne Grenzen" in den Regionen Marabi und Zinder werden noch immer pro Woche jeweils mehr als 1.000 extrem unterernährte Kinder aufgenommen und behandelt.

Viele Bauern hatten sich nach der Missernte 2004 hoch verschuldet und müssen nun einen großen Anteil der Ernte den Gläubigern überlassen. Dass es in Folge der Hungersnot zu Wucherzinsen in Höhe von bis zu 300 Prozent gekommen ist, macht die Notwendigkeit deutlich, den Niger bei dem Aufbau eines funktionierenden fairen Mikrokreditwesens für den ländlichen Raum zu unterstützen. Die Spekulation mit Getreide, die zu extremen Preisschwankungen geführt und die Ernährungskrise sehr verschärft hatte, muss durch Ausfuhrbeschränkungen und Marktinterventionen des Staates wirkungsvoll bekämpft werden.

Deutschland sollte sich an der Wiederauffüllung der nationalen Nahrungsmittelreserven des Nigers (Dispositif national) mit zusätzlichen Mittelzusagen beteiligen, die humanitäre Hilfe verlängern und geschickt mit Maßnahmen der langfristig angelegten Entwicklungszusammenarbeit verbinden. Sowohl die nigrische Regierung als auch die Gebergemeinschaft müssen in diesem Land der Sahelzone der Ernährungssicherung allererste Priorität einräumen. Nur so können die immer noch akute Ernährungskrise überwunden und das erneute Ausbrechen einer dramatischen Hungersnot im nächsten Jahr verhindert werden.

Die vor einem Jahr auf einer Konferenz der Welternährungsorganisation (AO) verabschiedeten Leitlinien zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung sollten in Niger rasch zur Anwendung kommen und sowohl die Politik der Regierung als auch das Handeln der multi- und bilateralen Organisationen der EZ und der Humanitären Hilfe bestimmen.