„Grüne Gentechnik“ ist kein Mittel gegen Hunger

Anlässlich der heutigen Debatte im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erklärt Thilo Hoppe, entwicklungspolitischer Sprecher:

Wir müssen unsere Anstrengungen zur Hungerbekämpfung entschieden verstärken. Dazu gehören insbesondere die Ausweitung des Zugangs zu Land und Wasser, die Verbesserung der Lager- und Transportbedingungen sowie eine Änderung der ungerechten Welthandelsregeln.

Weltweit hungern heute 842 Millionen Menschen. Angesichts der globalen landwirtschaftlichen Produktionsüberschüsse ist eine solche Zahl beschämend.

Die "Grüne Gentechnik" kann das Problem des Welthungers nicht lösen. Im Gegenteil trägt sie sogar dazu bei, einige der Hauptursachen für Hunger zu verschärfen.

In Afrika werden durch den massiven Anbau von genverändertem Mais einheimische, besser an Dürreperioden angepasste Pflanzenarten wie Hirse und Sorghum verdrängt. Dies führt zu einem Verlust an Biodiversität: Allein im letzten Jahrhundert sind drei Viertel der genetischen Vielfalt landwirtschaftlich genutzter Pflanzen verloren gegangen. Die Verdrängung heimischer Pflanzenarten führt dazu, dass die Menschen ihr Recht auf Ernährungssouveränität verlieren. Statt eigene Ernährungsstrategien bestimmen zu können, sind sie zunehmend von Saatgut-Konzernen abhängig.

In Argentinien verschlingt der intensive Anbau von gentechnisch veränderter Soja immer größere Flächen. Er führt somit nicht nur zu einer Verdrängung der Kleinbauern und indigener Bevölkerung, sondern auch zu enormen Schäden am Ökosystem. Anstatt viel Geld in die gentechnische Verbesserung einiger weniger Getreidesorten zu investieren, sollte zuerst dafür gesorgt werden, dass traditionelle, nicht genveränderte Getreidesorten nicht von den Feldern verschwinden und dass vorhandene Produktionsüberschüsse den Hungernden zugute kommen. Nicht die "Grüne Gentechnik" ist die Lösung des Hungerproblems, sondern ein entschiedenes Eintreten für das Recht auf Nahrung, Landreformen und faire Handelsbeziehungen