Aktivist im Kampf für eine gerechtere Landverteilung in Paraguay ermordet – Hintergründe lückenlos aufklären!

Thilo Hoppe trifft Vidal Vega (mit weißer Kappe in der Mitte) im August 2012 bei einem Treffen zur Landfrage in Paraguay

Zum Mord an Vidal Vega, einem Anführer der Landlosenbewegung in Paraguay, erklärt Thilo Hoppe, MdB:

Vidal Vega, ein Anführer  der paraguayischen Bauern- und Landlosenbewegung, wurde am 1. Dezember 2012 von zwei maskierten Männern vor seinem Haus ermordet. Diese Nachricht macht mich sehr betroffen!

Während meiner Paraguay-Reise  vom  19. bis zum 23. August 2012 hatte ich die Gelegenheit, Vidal Vega in einer Gesprächsrunde persönlich kennenzulernen und von seinem mutigen Engagement für eine gerechtere Landverteilung in Paraguay zu erfahren. In Paraguay besitzen 2% der Bevölkerung 80% des fruchtbaren Bodens.

In Presseberichten wird  vermutet, dass der  Mord von Auftragskillern verübt wurde. Die Drahtzieher seien in den Kreisen derjenigen zu suchen,  die eine Landreform und die Rückgabe ehemaliger staatlicher Ländereien an Kleinbauern und Landlose unbedingt verhindern wollen. Der Mord an Vidal Vega muss unverzüglich und lückenlos aufgeklärt werden.

Vidal Vega setzte sich für eine Landreform und die Rückgabe von 35 000 Hektar ehemals staatlichen Landes ein, das sich der Ex-Senator Blas Riquelme im Verwaltungsbezirk Curuguaty widerrechtlich angeeignet haben soll.  Bei Protesten der Landlosenbewegung vor der Finca des Ex-Senators am 15. Juni 2012 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei, bei der elf landlose Kleinbauern und sechs Polizisten getötet wurden. Nach Berichten von Vidal Vega, der selbst Gewaltanwendung grundsätzlich ablehnt, hatte es damals auf beiden Seiten Kräfte gegeben, die zu einer Eskalation beigetragen hätten. Vidal Vega und andere Gesprächspartner äußerten mir gegenüber die Vermutung, der Konflikt sei von politischen Kräften angeheizt oder gar inszeniert worden, die einen Vorwand für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Fernanda Lugo schaffen wollten.

Das Massaker von Curuguaty war dann auch Anlass für die höchst umstrittene Absetzung  von Präsident Fernando Lugo  durch das Parlament und die Machtergreifung von Frederico Franco. 

Bis heute sind die Hintergründe ungeklärt. Seitens der De-facto-Regierung unter Federico Franco wurden bisher keine Untersuchungsergebnisse veröffentlicht.  Bis heute werden zwölf Bauern ohne Haftbefehl festgehalten. Vier dieser Gefangenen wurden nach fast 60 Tagen im Hungerstreik erst am 23. November in Hausarrest überführt.

Die Hintergründe des Massakers müssen sofort aufgeklärt und die restlichen Gefangenen freigesetzt werden, wenn nicht unverzüglich ein reguläres Gerichtsverfahren eingeleitet wird.

Vidal Vega hat seinen mutigen Einsatz für eine gerechtere Landverteilung mit dem Leben bezahlt. Die paraguayische Regierung muss nun unverzüglich eine ernsthafte Landreform einleiten, um die ungerechten Besitzverhältnisse in Paraguay zu beenden.