Trittin: Kohlekraftwerke unverantwortlich

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Trittin-gegen-Kohle_6-2009_400Im Rahmen seines Ostfrieslandbesuchs hat der ehemalige Bundesumweltminister und jetzige Vize- Fraktionsvorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, den Bau neuer Kohlekraftwerke als unverantwortlich bezeichnet. Das Gerede von der Stromlücke, die aufgrund des Atomausstiegs entstehe, sei Unsinn, erklärte Trittin während eines politischen Frühschoppens im Emder Cafe "Henris" an der Kunsthalle. Deutschland sei Stromexporteur.

Mehrere unabhängige Gutachten hätten eindeutig ergeben, dass sowohl am Atomausstieg festgehalten als auch auf den Bau neuer Kohlekraftwerke verzichtet werden könne. Dass trotzdem Investoren wie etwa der dänische Konzern Dong darauf drängen, in Deutschland Kohlekraftwerke zu bauen, liege an finanziellen Anreizen aufgrund einer verfehlten Subventionspolitik der Bundesrepublik. Ohne diese Anreize sei der Bau neuer Kohlekraftwerke auch ökonomisch unsinnig. Ökologisch seien neue Kohlekraftwerke eine Katastrophe, weil dadurch die Erreichung der CO2-Reduzierungsziele in weite Ferne rücken würden, erklärte Trittin.

Der ehemalige Bundesumweltminister griff auch ein unter Grünen umstrittenes Thema auf: die Abscheidung und unterirdische Einlagerung von CO2. Trittin plädierte dafür, hier die Forschung voranzutreiben. Seiner Meinung nach sei diese CCS-Technik notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Sie sollte aber in Biogasanlagen eingesetzt werden, weil sie dort unterm Strich zu einer C02-Reduktion führt. Neue Kohlekraftwerke seien hingegen auch mit CCS-Technik eine Umwelt- und Klimabelastung.

In der Diskussion wies der Auricher Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Entwicklungsausschusses des Bundestages, Thilo Hoppe, darauf hin, dass in den Entwicklungsländern schon heute mehr als 400 Millionen Menschen unter den direkten Auswirkungen des Klimawandels litten. In Bangladesch seien bereits 20 Prozent der fruchtbaren Flächen durch Versalzung aufgrund Überschwemmung mit Meerwasser zerstört worden. In der Sahelzone gäbe es Ernteausfälle von rund 25 Prozent. Weltweit würden bereits jetzt mehr Umwelt- als Kriegsflüchtlinge gezählt.

Der regionale Kandidat für das Europaparlament, Nikolaus Schütte zur Wick (Papenburg), berichtete von gemeinsamen Aktivitäten mit den holländischen Grünen gegen den Bau von Kohlekraftwerke auch auf der anderen Seite der Ems. Dabei wurde deutlich, dass Befürworter von Kohlekraftwerken in Ostfriesland und Holland jeweils auf die andere Seite des Dollarts zeigen und die gleichen Argumente benutzen: "Was nützt es denn, wenn wir keine Kohlekraftwerke bauen, sie aber auf der anderen Seite gebaut werden?" Schütte zur Wick: "Gut zu wissen, dass es mittlerweile aber auch in Holland viele Gegner von Kohlekraftwerken gibt." Das Bündnis sei erfolgreich. In Eemshaven werde jetzt aufgrund der vielen Proteste ernsthaft erwogen, statt eines Kohlekraftwerks ein Gaskraftwerk zu bauen.